Welche Krankheiten und Störungen können psychotherapeutisch behandelt werden?

Psychotherapie kann bei einer Reihe verschiedener Krankheiten und Störungen hilfreich sein. Dabei werden die psychogenen
Störungen und die psychosomatischen Störungen unterschieden.

Zu den häufigsten mit Psychotherapie behandelbaren psychogenen Störungen zählen:

1.   Depressionen als Reaktion auf belastende Lebensumstände (reaktive Depression), fortgesetzte, z.T. Monate oder Jahre anhaltende depressive Zustände (Dysthymie), aus unbewußten, inneren Konflikten resultierende, neurotische Depression.

2.   Als Reaktion auf schwere, aktuelle seelische Traumatisierungen (Überfall, schwerer Verkehrsunfall, Naturkatastrophen etc.) kommt es gelegentlich auch zu einer posttraumatischen Belastungsstörung mit allgemeiner Schreckhaftigkeit, Schlafstörung, wiederkehrenden Alpträumen etc.

3.   Spezifische Ängste bspw. vor bestimmten Gegenständen oder Tieren (so genannte einfache Phobie), Ängste vor bestimmten Situationen (bspw. im Kaufhaus oder in der Warteschlange, so genannte soziale Phobie), Angsterkrankungen, die mit einer gesteigerten allgemeinen Ängstlichkeit einhergehen (Angststörung) oder mit anfallsartiger Angst von überwältigender Intensität (Panikstörung). Dazu gehören auch die nicht seltenen Störungen, die mit der Angst vor einer Herzerkrankung verbunden sind (Herzangstneurose). Manchmal sind Angststörungen auch mit der Befürchtung verbunden, "verrückt" zu werden.

4.   Erkrankungen, die dazu führen, dass man bestimmte Handlungen oder bestimmte Gedanken ständig wiederholen muss, obwohl man weiß, dass dies im Grunde unsinnig ist, so genannte Zwangserkrankungen. Zwangserkrankungen oder Zwangsstörungen können mit bestimmten ritualisierten Handlungen verbunden sein (bspw. bestimmte Verrichtungen immer fünfmal oder siebenmal oder immer in einer bestimmten Reihenfolge durchführen zu müssen). Manchmal beziehen sich Zwangsstörungen aber auch auf bestimmte Gedanken, die man sich fortgesetzt machen muss, obwohl man sie für übertrieben oder unsinnig hält (z.B.: wie die Nähte der Kleidung beschaffen sind, oder ob man mit dem Auto einen Unfall verursacht hat, ohne es zu merken). Meistens sind Zwangsstörungen mit Befürchtungen verbunden, etwas Schlimmes könnte passiert sein oder passieren, z.B. man könnte jemanden verletzen oder anstecken, oder jemand könnte sterben, wenn man bestimmte Handlungen unterlässt.

5.   Einen großen Teil der psychogenen Störungen machen die so genanten Persönlichkeitsstörungen aus, dabei handelt es sichmeist um im Charakter fest verwurzelte Erlebens- und Verhaltensweisen, die zum Teil zu erheblichen zwischenmenschlichen Beeinträchtigungen und sozialen Nachteilen führen können. Dazu gehören beispielsweise:

Zu den häufigsten mit Psychotherapie behandelbaren psychosomatischen Störungen zählen:

1.   Die Eßstörungen Anorexia nervosa und Bulimie. Die Anorexie (Magersucht) ist durch das trotz ausgeprägter Magerkeit bestehende Gefühl gekennzeichnet, immer noch zu dick zu sein. Sie kann über eine hochgradige Abmagerung zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, etwa durch Nieren- oder Herz-Kreislauf-Versagen. Ganz überwiegend sind von dieser Krankheit Patientinnen betroffen. Manchmal wird die Abmagerung dadurch herbeigeführt, dass nur geringste Mengen Essen zu sich genommen werden, manchmal wird das Essen auch wieder erbrochen, oder es werden Entwässerungsmittel oder Abführmittel eingenommen. Die oft bestehende Magerkeit führt in der Regel zum Auftreten von -- manchmal schweren -- Depressionen. Die Bulimie (Eß-Brechsucht) betrifft ebenfalls überwiegend Frauen und besteht darin, dass aus innerer Anspannung, aus Gefühlen des Unglücklichseins oder der Einsamkeit heraus große Mengen gegessen werden (die z.T. dem Mehrfachen dessen entsprechen, was sonst an einem ganzen Tag gegessen wird), die dann hinterher wieder erbrochen werden. Für die Betroffenen ist dies meist mitgroßer Scham verbunden, weswegen das Erbrechen meist heimlich geschieht, so dass u.U. auch enge Angehörige lange Zeit nichts davon bemerken. Neben der seelischen Beeinträchtigung führt Bulimie oft auch zu körperlichen Schäden, bspw. zu chronischen Entzündungen der Speicheldrüsen oder zu schweren Zahnschäden.

2.   Zu den häufigen psychosomatischen Störungsbildern gehören auch die so genannten somatoformen Störungen (früher oft als funktionelle oder vegetative Störungen bezeichnet). Die Somatisierungsstörung ist durch häufig auftretende, dabei auch immer wieder wechselnde körperliche Beschwerden gekennzeichnet, für die sich trotz intensiver Bemühung keine ausreichenden körperlichen Ursachen finden lassen. Häufig ist diese Störung für die betroffenen Patienten mit wiederholten Enttäuschungen verbunden, wenn sie immer wieder hoffen, eine körperliche Ursache für ihre Beschwerden könne gefunden werden. Eine besondere Form der somatoformen Störung ist die hypochondrische Störung, bei der im Zentrum die Befürchtung steht an einer noch unerkannten, schweren Erkrankung zu leiden (z.B. Krebs) und auch die somatoforme Schmerzstörung, bei der chronische Schmerzen im Zusammenhang mit inneren Konflikten und gefühlsmäßigen Belastungen auftreten, die durch körperliche Störungen nicht erklärt werden können. Im weiteren Sinne zu den mit Psychotherapie behandelbaren psychosomatischen Störungen gehören auch die sexuellen Funktionsstörungen mit den häufigsten Formen der Störung der sexuellen Erregung (z.B. Impotenz), der Unfähigkeit, Sexualität als genußvoll zu erleben (sexuelle Anhedonie, Lustlosigkeit) oder dem Verlust sexuellen Verlangens.

3.   Schließlich gehören zu den psychosomatischen Störungen auch diejenigen körperlichen Erkrankungen, bei denen seelische Faktoren eine Rolle spielen entweder für die Aufrechterhaltung der Krankheit oder auch für das Auftreten von Krankheitsschüben.
Dies gilt z.B. für die Colitis ulcerosa, und für manche Formen von Bronchialasthma, Magengeschwür und anderen Erkrankungen.